Zurück nach Linz! Über die drittgrößte Stadt Österreichs haben wir bei Go Vocal schon oft berichtet – und das aus gutem Grund: Linz gehört zu den Vorreiter*innen, wenn es um innovative und inklusive Bürger*innenbeteiligung geht.
Bereits 2021 wurde die Stadt für ihre Beteiligungsplattform „Innovationshauptplatz“ mit dem Österreichischen Verwaltungspreis ausgezeichnet. Maßgeblich verantwortlich für diesen Erfolg: das engagierte Team rund um Abteilungsleiterin Ana Zuljevic und Bereichsleiterin Silvia Hackl. Unter ihrer Leitung wurde auch das jüngste Bürgerbudget-Projekt im Linzer Süden realisiert – und das schauen wir uns heute genauer an.
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50.000 Euro für gute Ideen – das Bürgerbudget für die Nachbarschaft
Mit dem Slogan „50.000 Euro für deine Ideen in 4030 Linz“ startete einer der wohl kurzfristigsten Ideenwettbewerbe mit anschließendem Bürgerbudget in der Geschichte unserer Plattform. Aber der Reihe nach:
Seit 2019 sammelt die Stadt Linz über ihre Plattform Ideen und Vorschläge aus der Bevölkerung. Ein festes Bürger*innenbudget für die direkte Umsetzung dieser Vorschläge gibt es bislang nicht.
Es stehen verschiedene Fördermöglichkeiten zur Verfügung. Viele der eingereichten Ideen werden daher zunächst gemeinsam mit den zuständigen Stellen geprüft – und je nach Möglichkeit über bestehende Programme unterstützt.
Silvia: „Es bleibt dann auch mal bei einem Nein, oder es geht dann manchmal nicht im kompletten Umfang weiter, weil eben das fixe Budget dafür fehlt.“
Um zusätzliche Ressourcen zu gewinnen, bewarb sich Linz mehrfach für den #iCapitalAward der Europäischen Kommission – und konnte im vergangenen Jahr erstmals Erfolg verbuchen: Linz belegte Platz zwei in der Kategorie „European Rising Innovative City“ – verbunden mit einem Preisgeld von 50.000 Euro. Und das sollte in Gänze als Bürgerbudget an die Linzer Bevölkerung weitergereicht werden.
Beteiligung mit System: Von der Idee zur Bürgerbudget-Entscheidung in wenigen Wochen
Am 13. November wurde das Geld übergeben – am 25. November startete schon der Ideenwettbewerb. Ohne Vorankündigung, ohne lange Vorlaufzeit.
„Ein extrem enger Zeitplan“, so Silvia Hackl im Rückblick. Zumal das Projekt mitten in die vorzeitige Bürgermeister*innenwahl fiel – also ohnehin schon Hochbetrieb in der Stadtverwaltung herrschte.
Die Plattform „Innovationshauptplatz“ war der digitale Dreh- und Angelpunkt des gesamten Prozesses – von der Ausschreibung bis zur finalen Abstimmung. Hier konnten Bürger*innen ihre Ideen einreichen, diskutieren und schließlich über die Umsetzung entscheiden.
Gesucht waren Vorschläge, die das Miteinander im Linzer Süden stärken – einem Stadtteil mit weniger Freizeit- und Kulturangeboten und einem hohen Bedarf an neuen Impulsen.
Ausgeschrieben war
- 1 x 40.000 Euro für ein Großprojekt
- 3 x 3.333 Euro für kleinere Projekte
In nur einem Monat wurden 46 Ideen eingereicht – gerade mal drei erfüllten die Teilnahmebedingungen nicht. Die Projektvorschläge wurden auf einer Karte markiert, bebildert und beschrieben.
Silvia: „Ich war sehr begeistert davon, dass die Leute wirklich groß denken, tolle Konzepte in der Schublade haben - und die es wirklich wert sind, gezeigt und unterstützt zu werden!“

Eine siebenköpfige Jury sichtete die Beiträge und traf eine Vorauswahl: drei große und sechs kleine Projekte kamen ins Community-Voting. Und hier entschied ausschließlich die Bevölkerung: 100 % der Entscheidung lag bei den Bürger*innen.
Digitale Tools, transparente Prozesse
Über die Plattform erhielten Teilnehmende ein virtuelles Budget von 50.000 Euro – genau so viel wie real zur Verfügung stand.Sie konnten dieses Budget frei auf die zur Wahl stehenden Projekte verteilen, zum Beispiel auf ein Großprojekt und bis zu drei kleinere.Wichtig dabei: Ist das Budget aufgebraucht, sind keine weiteren Stimmen möglich. Das erforderte klare Prioritäten und machte die Konsequenzen jeder Entscheidung sichtbar.
Eine einfache, aber effektive Methode, um echte Mitbestimmung greifbar zu machen – mit 683 aktiven Teilnehmer*innen.Alle vier gewonnenen Projekte sind bereits in der Umsetzung – und bringen neues Leben in den Linzer Süden. Alle Einreichungen und Ergebnisse sind hier einsehbar.

Warum es in Linz funktionierte: Beteiligung trifft auf Bereitschaft
Nicht jede Kommune hätte in so kurzer Zeit ein funktionierendes und erfolgreiches Bürgerbudget aufsetzen können. In Linz hat es geklappt – weil die Voraussetzungen stimmten.
Die Stadt setzt seit Jahren auf Beteiligung und hat sich eine aktive, engagierte Community aufgebaut. Viele Menschen kennen die Plattform bereits – sie ist etabliert, vertraut und intuitiv zu bedienen.
„Wir haben den Wettbewerb Montagfrüh live geschaltet – und mittags war schon die erste Idee online,“ so Silvia.
Dass Linz das Projekt in so kurzer Zeit aufsetzen konnte, war das Ergebnis mehrerer Faktoren:
- Ein erfahrenes, eingespieltes Team, das schnell und flexibel arbeiten kann
- Eine nutzerfreundliche, vertraute Plattform, die sämtliche Projektphasen abbildet
- Mut zur Eigenverantwortung: Das Beteiligungsteam hat alles selbst organisiert – von der Konzeption über die technische Umsetzung bis zur Kommunikation. Erst zur finalen Ausspielung wurde die städtische Kommunikationsabteilung einbezogen.
Nicht zuletzt trug auch die enge Zusammenarbeit mit dem Go Vocal-Team zum Erfolg bei, laut Silvia:
„Ich habe Jelena [die Partizipationsexpertin, die uns begleitet,] kontaktiert und gesagt: Wir müssen jetzt ganz schnell einen großen Prozess aufsetzen – und sie hat uns sehr schnell und unbürokratisch unterstützt. Es hat alles super funktioniert auf der Plattform.“
Ergebnis: Fast 830 Menschen haben sich beteiligt und über 1.000 Linzer*innen haben sich auf der Plattform registriert – und ein echtes Mehr an Vertrauen, Sichtbarkeit und Zusammenhalt im Stadtteil wurde geschaffen.
Was das Team in so kurzer Zeit erreicht hat, ist beeindruckend – und doch ist klar: Beim nächsten Mal soll auch stärker in analoge Formate investiert werden. Der enge Zeitplan ließ kaum Raum, um gezielt Menschen ohne digitalen Zugang zu erreichen – ein Aspekt, den das Team künftig anders angehen möchte.
Beteiligung braucht Kontinuität – und den Willen, Chancen zu ergreifen
Linz zeigt einmal mehr: Wenn Infrastruktur, Haltung und Teamarbeit stimmen, kann auch kurzfristige Beteiligung echte Wirkung entfalten. Das Bürgerbudget war nicht geplant – aber es war möglich, weil die Grundlagen schon lange gelegt waren.
Chapeau, Linz! Wir freuen uns schon auf das nächste Projekt.
Sie möchten ein ähnliches Format in Ihrer Stadt oder Gemeinde umsetzen? Vereinbaren Sie ein Produktgespräch mit uns – wir zeigen Ihnen, wie unsere Plattform die Beteiligung auch bei Ihnen zum Erfolg führt!